Burg und Schloss Obergrombach seit 125 Jahren im Besitz der Familie von Bohlen und Halbach

Das noch junge Jahr 2010 steht in Obergrombach ganz unter einem besonderen Zeichen: seit genau 125 Jahren sind Burg und Schloss Obergrombach im Eigentum der Familie von Bohlen und Halbach.

Obergrombach begeht dieses Jubiläum mit einigen Veranstaltungen; an der Spitze ist hier der Heimatverein aktiv. Auch die erneute Auflage des traditionellen Burgfestes (17.-19. Juli 2010) steht ganz im Zeichen der Burg: erstmals tummeln zu Füßen des Bergfrieds Ritter und Knappen ihre Rosse bei den „1. Obergrombacher Ritterspielen.“

Wie kam nun das Adelsgeschlecht, das seine Wurzeln in Pommern hat, ausgerechnet in den Kraichgau, nach Obergrombach?

Im Oktober 1885 herrschte in den Räumen des Schlosses Obergrombach lebhaftes Treiben: die neuen Besitzer des Schlosses, der alten Burganlage und fast 5 Hektar Grundbesitz, Gustav Georg Friedrich von Bohlen und Halbach (1831-1890) und seine Ehefrau, Sophie von Bohlen und Halbach (1837-1915)
bereiteten ihren Einzug vor. Beide wurden in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania geboren, kehrten aber bald in die Heimat ihrer Vorväter zurück.
Gustav von Bohlen und Halbach stand als Hofzeremonienmeister in den Diensten des Großherzogs von Baden; er hatte somit einen hohen Rang in der Hof-Hierarchie am Karlsruher Schloss inne.

Vorbesitzer der Burg- und Schlossanlage Obergrombach waren von 1865 bis 1882 Ferdinand Graf von Normann-Ehrenfels, und in den Jahren 1882 bis 1885 hatten die Freiherren Max, Franz und Reinhard Notthafft von Weißenstein ihren Sitz in dem Anwesen. Ferdinand Graf von Normann-Ehrenfels sowie ein weiterer Eigentümer, Oberleutnant Leopold von Holzing, hatten in den 1850iger und 1860iger Jahren umfangreiche Restaurierungsarbeiten an der Schlossanlage durchführen lassen.

Die Anfänge der ersten Burgbefestigungen gehen bis in das Jahr 1000 zurück; erstmals wurde das “sloss grumbach“ 1265 urkundlich erwähnt. Im 11. und 12. Jahrhundert muss es auf der Burg auch einen eigenen Ortsadel gegeben haben; die Unterlagen hierüber sind aber sehr spärlich. Später waren Burg und Stadt Obergrombach jahrhundertelang im Besitz der Fürstbischöfe von Speyer. 1689 wurde in der Folge des Pfälzer Erfolge-Kriegs die Obergrombacher Marienburg von französischen Truppen teilweise zerstört.

1720 ließ Kardinal Hugo von Schönborn das heutige Schlossgebäude als Sommerresidenz errichten.

Und ebenfalls als Sommersitz diente das Wohngebäude fortan dem Hofzeremonienmeister Gustav von Bohlen und Halbach samt Familie;
Die Wintermonate verbrachte die Familie in einer Karlsruher Stadtvilla (Kriegsstraße 83).

Für Burg und Schloss - aber auch für die Obergrombacher Bevölkerung – war der Einzug derer von Bohlen und Halbach ein Glücks-fall. Die Familie steckte viel Geld in den Erhalt der Schlossanlage und engagierte sich auch für die Gemeinde. Die spätere familiäre Bindung mit der Stahl-Dynastie Krupp in Essen brachte es mit sich, dass zum Beispiel die erste Obergrombacher Wasserleitung mit finanzieller Hilfe aus Essen verlegt werden – zu einer Zeit, als andere Gemeinden noch weit entfernt von solchem Luxus waren. Außerdem ließen die Schlossbesitzer durch den Historiker Hans Rott „Burg und Flecken Grombach“ samt Burg und Schloss eingehend untersuchen und in einer Broschüre beschreiben. In Erinnerung an die erste Besitzer-Generation wurden in Obergrombach zwei Straße benannt: „Gustav-von-Bohlen-Straße“ und die „Sophienstraße“.

Vor dem zweiten Weltkrieg engagierte sich die Familie bei der Errichtung eines Wasser-Pumpwerks und an der Finanzierung des Festbuchs 1936 zur Feier „600 Jahre Stadt Obergrombach“. Während der Besatzungszeit nach dem großen Weltenbrand erwies sich die Verbindung zum Krupp-Firmen-Imperium als weniger gut: die Familie von Bohlen und Halbach musste die Schloss-Anlage räumen; für kurze Zeit residierte ein amerikanischer General in dem Adelssitz. Weiter war zeitweise eine Strumpfwaren-Fabrikation (Firma Schön) in den Gebäuden untergebracht. Aber bald wurden die alten Besitzverhältnisse wieder hergestellt, und die Familie von Bohlen und Halbach konnte wieder ihr Domizil beziehen. An der Spitze der Familie stand damals Berthold von Bohlen und Halbach. Ganz im Sinne seiner Vorfahren kümmerte auch er sich um das Wohl und Wehe von Obergrobmach und seiner Bevölkerung. So stellte er das Gelände für den Bau eines Freibads zur Verfügung und leistete dazu auch finanzielle Hilfe. Weiter wurden auf sein Betreiben Glocken für die katholische Pfarrkirche beschafft; die alten waren während der Kriegszeit zur Herstellung von Waffen abtransportiert worden. Nach dem Krieg wurden Obergrombach 200 Flüchtlinge zugewiesen. Praktisch über Nacht mussten für diese Menschen Dächer über den Köpfen organisiert werden. Wieder sprang die Familie von Bohlen und Halbach ein: sie stellte einen Teil des Schlossparks als Bauplätze zur Verfügung. Nicht zu vergessen sind auch die finanziellen Lasten, die mit dem Unterhalt von Burg, Schloss und Schlosskapelle zusammenhängen. 1888 nämlich hatte die Familie von Bohlen und Halbach auch die alte Obergrombacher Gemeindekirche erworben, die fortan im Volksmund als „Schlosskapelle“ bezeichnet wurde.

Heute ist Eckbert Georg Klaus von Bohlen und Halbach – der Sohn von Berthold von Bohlen und Halbach - Eigentümer des Obergrombacher Schlossguts. Somit ist die Burg 125 Jahre im Besitz der Familie.

Zum Anwesen gehört ein stimmungsvoller kleiner Privatfriedhof, wo Gustav und Sophie von Bohlen und Halbach inmitten ihrer Nachfahren begraben liegen.

Eckbert von Bohlen und Halbach agiert ganz im Sinne seiner Ahnen. Erst vor wenigen Jahren übertrug er die Eigentumsverhält-nisse über das Gelände des Freibads an die Stadt Bruchsal. So konnte das Bad mit einem Aufwand von 1 Mio. € saniert werden.

Mit dem Obergrombacher Vereinsleben ist das Bohlen-Familien-Oberhaupt auf vielfältige Weise verbunden. Seit vielen Jahrzehnten ist das Jagdrecht auf der Obergrombacher Gemarkung an den Burgherrn verpachtet. Und immer wieder fordern Unterhalt und Erhalt

Von Burg, Schloss und Schlosskapelle große finanzielle Aufwendungen.

Die Obergrombacher Bevölkerung ist sich dessen wohl bewusst, und entsprechend ist das Verhältnis zu den Burg-Bewohnern.
Ab und an öffnen sich die Tore für Burg-besichtigungen, so bei den Burgfesten (2010: 18. Juli), während des „Tags des offenen Denkmals“ (12. September) oder – 2010 ausnahmsweise – am 4. Juli zum Thema „Bischöfe von Speyer“.

Dann drängen sich Hunderte vor den Eingängen, um unter kundiger Führung von Mitgliedern des Obergrombacher Heimat-vereins einen Blick in das Innere des Gebäudekomplexes zu werfen.

In einer besonderen Geste hatte Eckbert von Bohlen und Halbach im Jahre 2002 auch seinen Schlosspark der Obergrombacher Burgfest-Arbeitsgemeinschaft zur Verfügung gestellt.

In Erinnerung an den Untergrombacher Bauernführer Joss Fritz - der 1502 vergeblich die Obergrombacher Marienburg erstürmen wollte – hatte die Stadt Bruchsal zur 500jährige Wiederkehr dieses Ereignisses das Jahr 2001/2002 zum „Bundschuh-Jahr“ ausgerufen. Der Obergrombacher Klaus Kehrwecker verwandelte im Auftrag der Burgfest-ARGE den Park in ein „Bundschuhlager“, an dem sich an zwei Tagen zur Unterhaltung tausender von Besuchern mehrere hundert Gewandträger dem mittelalterlichen Treiben hingaben.

Bei den Burgfesten 2006 und 2008 wurde das „Bundschuhlager mit Mittelaltermarkt“ äußerst erfolgreich wiederholt.
Inzwischen genießt das Lager in Mittelalterkreisen einen besonderen Ruf.

Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Besucher nur einen geringen „Wegezoll“ (2008: Erwachsene 1 Taler; Kinder die Hälfte) zu entrichten  hatten und zum zweiten das Organisations-Team durchwegs Gruppen nach Obergrombach holt, die einfach mit Spaß und Freude ihr mittelalterliche Leben zelebrieren. Besonders Kinder können sich nicht von den Vorführungen losreisen, kommen aus dem Staunen nicht heraus.

Related Articles

Kartenvorverkauf für Obergrombacher „Melkküwwl“- Prunksitzung

Flohmarkt beim Kindergarten Obergrombach

Kinder- und Jugendchor der Rundfunk- und Fernsehanstalten Sankt Petersburg - 08.12.2008

Free Joomla templates by Ltheme