„Heiliger Martin“ erhält original-römische Legionärsrüstung

Die Augen des 13jährigen Ernst Konrad leuchten: hoch zu Ross reitet durch die Straßen seiner Heimatstadt Obergrombach. Nun ist es eigentlich nichts Besonderes, wenn ein junger Mann – der aus einer Familie von Pferdebesitzern stammt - auf einem Pferd reitet, aber wir schreiben den 11.11.1959, und Ernst Konrad ist nicht allein unterwegs. Eine unübersehbare Menschenmenge folgt ihm, er ist in einen langen roten Mantel gehüllt, der Musikverein marschiert voraus: die Obergrombacher feiern den ersten Umzug mit Schauspiel zu Ehren des „Heiligen Martin“, Schutzpatrons ihrer Pfarrgemeinde. Die damalige Leiterin des Obergrombacher Kindergartens, Schwester Daria, hatte die Idee zu dem Umzug mit einem zuvor aufgeführten kurzen Schauspiel vor der Obergrombacher Martinskirche. Wolfgang Bauschke, der damalige Rektor der Obergrombacher Hauptschule war ebenfalls von der Idee angetan und hatte die Mitwirkung der Schule zugesagt. „Wir haben damals im Handarbeitsunterricht in der 6. Klasse den Mantel für den ‚Martin’ genäht“ erinnert sich Luzia Helfrich. Den Bettler spielte damals Manfred Hardock. Lange Jahre war Obergrombach der einzige Ort, an dem ein „Martinsumzug“ durchgeführt wurde. Jahr für Jahr fanden mehr Menschen – besonders Familien mit kleinen Kindern – den Weg zum Umzug nach Obergrombach. Nur ein einziges Mal fiel der Umzug wegen eines Sturms aus; ein anderes mal wurde das Schauspiel wegen Regens in der Sporthalle der Burgschule aufgeführt. „Das war ein ziemliches Durcheinander, zahllose Kinder wollten mit ihren Eltern in die Halle – mehr, als wir überhaupt Platz hatten“, erinnert sich Heiner Eckert, der ehemalige Konrektor der Burgschule.

Später dann wurden auch andernorts „Martinsumzüge“ organisiert. Oftmals waren es ehemalige Burgschule-Lehrer, die den Martins-Brauch in Obergrombach kennen lernten und dann zu ihrer neuen Wirkungs-stätte exportierten.

Bei der 50. Wiederkehr des ersten Obergrombacher „Martinsritts“ waren es wieder die Augen eines 13jährigen, die letzte Woche aufleuchteten. Patrick Willy schlüpft dieses Jahr in die Rolle des „Martin“, und wie es der Zufall will, stammt er ebenfalls – wie sein Vorgänger Ernst Konrad - aus einer Obergrombacher Familie, die mehrere Pferde ihr Eigen nennt. Sein Augenleuchten hatte einen besonderen Grund. In der Burgschule Obergrombach war ein Bewohner der Straße „Erzgrube“ aufgetaucht, der ein besonderes Geschenk dabei hatte: den Nachbau einer „lorica  segmentata“, einer römischen Legionärsrüstung aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert. Die „Erzgrube“ feiert jedes Jahr Anfang Januar ein „Glühweinfest“, und der Erlös des Festes kommt Obergrombacher Belangen zugute. So konnten 2009 jeweils 250 Euro dem Kindergarten Sankt Joseph, dem Förderverein Burgschule und dem Förderverein Schwimmbad übergeben werden. Für mehrere hundert Euro wurden die Teile der römischen Rüstung beschafft, inclusive eines „Gladius“, eines römischen Schwerts. Im Beisein von Burgschulrektor Hesselschwerdt und Konrektorin Joosz probierte Patrick Willy die ersten Teile seiner Rüstung an.

Am 11.11.2009, um 18.00 Uhr, wird sich der Obergrombacher „Martin“ zur 50. Jubiläums-wiederkehr, mit seiner Rüstung dem Obergrombacher Umzugspublikum präsentieren.

Related Articles

Kartenvorverkauf für Obergrombacher „Melkküwwl“- Prunksitzung

Flohmarkt beim Kindergarten Obergrombach

Kinder- und Jugendchor der Rundfunk- und Fernsehanstalten Sankt Petersburg - 08.12.2008

Free Joomla templates by Ltheme